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[personal profile] bronze_ribbons
Title: Die ich retten kann [4/6]
Translated into German by the exceedingly capable LJ:incapability87, who's also working on a French version.
Original text: Those I Can Save, the fic I wrote for [insanejournal.com profile] chazpure for last year's Snupin Santa exchange. It features the Order of the Thestral, orphans, and cows.
Rating: PG

Part 1 Part 2 Part 3


Früher August 1998

Während des darauffolgenden Monats schien es Snape, dass die Angelegenheiten sich mit übernatürlicher Leichtigkeit von selbst regelten. Dossie Hardie versorgte den Haushalt verlässlich mit einfachen, aber zufriedenstellenden Mahlzeiten -- Pasteten, Suppen, Salate, Sandwiches und Puddings -- wobei sie erklärte, dass es kein Problem für sie wäre, einfach die Portionen zu verdoppeln, die sie für ihre eigene Familie zubereitete. Im Gegenzug behandelte er ihre ständige Anwesenheit im Labor als eine Selbstverständlichkeit und erfüllte ihre schweigende Forderung, als sein Lehrling angenommen zu werden. Ihre unorthodoxe Vergangenheit bedeutete, dass es grundlegende Arbeitstechniken, die sie inkorrekt oder überhaupt nicht gelernt hatte, und sie gab sich keine Mühe, ihre Abneigung gegenüber den richtigen Vorgehensweisen, die er ihr hartnäckig beibrachte, zu verbergen, besonders wenn sie vorher das erwünschte Ergebnis mit anderen Mitteln erzielt hatte. Trotzdem befolgte sie seine Anweisungen minutiös -- auch diejenigen, die sie offensichtlich für altmodisch oder zu vorsichtig hielt – und sie war von solcher Begeisterung und solchem Talent für das Fach erfüllt, wie es seine besten Schüler in Hogwarts gewesen waren.

Er hatte auch die Arbeit für den Orden, die er eingewilligt hatte zu tun -- am zweiten Morgen nach seiner Ankunft in Steelcoeur Park hatte Dossie ihm eine andere Liste präsentiert, diesmal eine Liste von Zaubertränken, die er zubereiten sollte. Die Rolle war verzaubert worden, sodass neue Bestellungen auf ihr erschienen, sobald Dossies Schwester sie ihrer eigenen Version hinzufügte. Dossie erklärte, dass die Bestellungen, mal per Eule und mal persönlich, Meg oder ihrem Vater mitgeteilt würden. Snape brachte die Rolle an einer Wand im Labor an und freute sich im Stillen über jeden neuen Ausbruch von Schrift, der darauf entstand: es war offensichtlich, dass das Wort über den neuen Angestellten noch die Runde im Orden machte, und dass er ein Bedürfnis erfüllte, dessen man sich vor seiner Ankunft in Steelcoeur Park nicht zur Genüge angenommen hatte. Wenn jeweils eine Ladung Zaubertränke lieferfertig war, brachten entweder Dossie oder Blythe es zum Taubenhaus des Anwesens, dass sowohl gewöhnliche Vogelarten als auch einige magische beherbergte, oder zu der knorrigen Eiche, in der die Posteulen der Hardies Quartier hatten.

Das Leben bestand jedoch nicht nur aus Pflicht und Lehre. Snape hielt sich bald zwei Nachmittage in der Woche für etwas frei, dass er informelle Studien nannte: am ersten brachte er Dossie dazu, ihm Land- und Haushaltssprüche beizubringen, wie zum Beispiel Zauber zum Häuten und Säubern der Tiere, die ihre Geschwister oft für das Abendessen fingen. Er hielt es für klug, in solchen Tätigkeiten versiert zu werden, bevor sie in die späteren Phasen der Pubertät kam, über die Jahre hatte er bei zu vielen Mädchen beobachtet, dass sie ihre eigene Intelligenz herunterspielten oder geradezu abstritten, sobald die Hormone ihre Gehirne als Geiseln genommen hatten, wie es der üblichen Unhöflichkeit von Teenagern gegenüber Möchtegern-Autoritätspersonen wie Vätern, Lehrern und Mentoren entsprach- Obwohl er sich nicht versagen konnte zu hoffen, dass Dossie irgendwie um diese Phase herumsteuern würde, war er zu zynisch, um zu glauben, dass ihm ein solches Glück beschert sein würde – mit ihr, oder mit irgendeinem seiner eigenen Kinder -- und er wollte die Einwirkung auf den Rest des Haushalts so gering wie möglich halten.

Der andere „informelle" Nachmittag war für unvorherbestimmte Recherchen gedacht: Snape wollte die erfinderische und forschende Vorstellungskraft des Mädchens nicht entmutigen, er wollte bei irgendwelchen neuen Entdeckungen, über die sie stolpern mochte, auf dem neuesten Stand bleiben, und ihr Vater war Berichten zufolge sehr erfreut, dass ihre Erkundungen nun von einem Experten überwacht wurden. Snape hatte den Mann noch immer nicht getroffen, aber Blythe hatte sich rasch als Mr. Hardies Schülerin im anderen Haushalt eingenistet: sie war ekstatisch, dass er ihr erlaubte, sich um die Tiere des Anwesens zu kümmern, obwohl ihre Aufgaben bald das Schlachten einer alten Aue umfassten, mit der sie Freundschaft geschlossen hatte, und sie zu zerlegen. Snape wurde von einem Instinkt heimgesucht, den Mann dafür zu tadeln, dass er das Mädchen unglücklich gemacht hatte, aber auch von dem Drang, ihm für seine Rücksichtslosigkeit zu gratulieren. Er fühlte auch eine enorme Welle von Erleichterung: da Mr. Hardie eine solche Position einnahm, würde es nicht allein bei ihm liegen, den Kindern die hässlicheren Seiten des Überlebens nahezubringen.

Er würde letzten Endes ein Treffen mit dem Mann arrangieren müssen, zumindest, um die Pläne für die Ausbildung der jüngeren Kinder zu koordinieren. Gegenwärtig kümmerten sich hauptsächlich Meg und Ian, die ältesten Hardiekinder und beide sechzehn, um sie: wie Dossie beeindruckten sie Snape als pragmatisch, ausgeglichen und als harte Arbeiter. Bei der Hütte hatte Meg ein Auge auf Geoffrey, Antonia und Caroline, zusammen mit den beiden jüngsten Hardies -- einem zerbrechlichen, bebrillten Achtjährigen namens Jonah, und einem Baby namens Henry -- und Ian übernahm gutmütig die Verantwortung für sie, wenn sie ihn bei seinen Aufgaben begleiten wollten, auch wenn ihre Fragen und ihre kurzen Aufmerksamkeitsspannen ihn unweigerlich langsamer machten. Es war eine Einrichtung, die zur Zeit allen Beteiligten zu passen schien, und Snape spürte noch immer die Auswirkungen davon, fast gestorben zu sein: er wollte mehr Kraft zurückerlangen, bevor er versuchte, irgendwelche Grenzen zu verstärken. Trotz des freundlichen und großzügigen Empfangs, den er und seine Kinder erhalten hatten, war er extrem abgeneigt, sich ohne Aufforderung noch mehr auf Hardie zu verlassen, und eine solche Aufforderung war scheinbar nicht im Kommen begriffen: hätten Madam Hooch und Madam Pince nicht von der Zurückgezogenheit des Mannes gesprochen, hätte Snape sich von Hardies faktischer Weigerung, sich vorzustellen, viel mehr gestört gefühlt.

Wie die Dinge jedoch standen, hatte er nur wenige Gedanken für Mr. Hardies Lycanthropie übriggehabt -- bis zum Tag vor Vollmond. Da war es, dass Dossie Hardie ihn bat, ihr zu zeigen, wie man den Wolfsbanntrank braute.

Er konnte ein ungläubiges Lachen nicht unterdrücken. „Das ist ein überragend schwieriger Trank, sogar für mich. Du bist Jahre davon entfernt, die Techniken zu meistern, die es benötigt, um ihn ordentlich zuzubereiten."

„Dann täten Sie gut daran, es mir jetzt beizubringen, nicht wahr?", meinte sie kühl. „Ich weiß, dass wir noch nicht alle Zutaten haben" -- ihre Bestellung seltener Pulver bei Bergerac war, zusammen mit anderen, auf dem Kanal verschwunden -- „aber wenn ich so viel zu lernen habe, sollte ich ein bisschen davon üben, damit ich Ihnen vor dem nächsten Vollmond helfen kann."

Snape war von dem Stahl in ihrer Stimme überrascht. Es lag eine Note von „Keine Widerrede" in ihren Worten, die nahelegte, dass sie voll und ganz damit rechnete, dass er sich ihrer Forderung entgegenstellte, und ein eseliges Leuchten in ihren Augen, dass aufzeigte, dass sie nicht nachgeben würde. Er betrachtete sie für einen Moment genau, dann seufzte er tief und rief ein Glas Beinbrechsamen herbei.

„Bring den zweitkleinsten Mörser rüber," ordnete er an. „Du wirst ihn brauchen, um die Samen exakt so zu mahlen, wie ich es dir sage. Wenn das Pulver zu fein ist, wird es den Trank verklumpen, anstatt mit ihm zu verschmelzen. Wenn es zu grob ist, wird es sich mit den anderen Stärken nicht richtig vermischen."

„Ja, Sir", sagte Dossie und setzte die Steinschale vor sich hin. Snape maß vier Fingerhüte Samen ab. Als er sie in den Mörser gab, sagte Dossie „Danke, Sir."

Ihre Stimme war rauer, als er sie je gehört hatte. Für einen Augenblick war Snape an Remus Lupins raue Dankesbekundungen erinnert, wenn er jeden Monat einen Becher Wolfsbanntrank abgeliefert hatte.

Er stieß die Erinnerung von sich und sagte brummig „Du bist deinem Vater sehr zugetan."

Sie entgegnete heftig „Ich würde alles für ihn tun. Als ich zehn war, hat er sein Leben riskiert, um meins zu retten, und für meine Mutter hat er alles getan, was er konnte."

Aber er konnte sie nicht retten, dachte Snape. Und du bist entschlossen,ihn nicht auch noch zu verlieren. Er schrieb die erste Zauberformel für das Mädchen auf, hörte, wie sie sie aufsagte, korrigierte die falsche Aussprache von dreien ihrer Wörter und sah zu, wie sie sie ihn über den Samen wiederholte, nachdem sie den Röstspruch angewandt hatte, den er ihr in der Woche davor beigebracht hatte. Als sie mit dem Mahlen weitermachte, wiederholte er im Geiste ihre Erklärung und versuchte -- vergeblich -- nicht eifersüchtig zu sein auf Reuel Hardies Fähigkeit, eine so wilde und treue Liebe hervorzurufen.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~



Am nächsten Tag, fünf Stunden bevor der Mond aufging, gesellten sich Dossies Geschwister zu ihr in die Halle: Meg, Ian und Blythe hatten offenbar besprochen, wie man die jüngeren Waisen während Mr. Hardies Tortur ruhig halten konnte, und sie hatten entschieden, die Nacht als Gelegenheit für eine Übernachtungsparty zu nutzen. Snape unterdrückte die automatische Reaktion, sie runterzuputzen, weil sie ihn nicht um Erlaubnis gefragt hatten -- eine Bemühung, die dadurch leichter wurde, dass Meg und Ian Blythe und Dossie geholfen hatten, einen üppigen Tee vorzubereiten, den sie ihm in der Bibliothek servierten, und dass die beiden ältesten Kinder ihm mit einer ehrerbietigen Höflichkeit aufwarteten, die ihm gefiel (Blythe und Dossie waren zu sowohl Ehrerbietung als auch Höflichkeit in der Lage, aber sie hielten ihre Gefühle weniger unter Verschluss). Nach der Mahlzeit brachte Ian Geoffrey und Jonah dazu, ihre Bücher liegen zu lassen und mit Antonia und Caroline Karten zu spielen; Blythe und Dossie verschwanden mit dem Abwasch in der Küche; Meg gab Henry ein Fläschchen; und Snape saß in einem Sessel und gab vor, das Buch in seinem Schoß zu lesen.

Als das Geräusch von haarsträubendem Heulen durch die Ritzen des Gebäudes zu kriechen began, kamen Blythe und Dossie mit einem Berg von Decken und Kissen in die Bibliothek zurück. Während sie in der Nähe des Kamins die Schlafplätze aufbauten, bemerkte Snape, dass alle Kinder blass geworden waren, aber dass Henry fest in Megs Armen schlief. Caroline war vollkommen verwirrt von der Erkenntnis, dass der heulende Werwolf und der ruhige Mr. Hardie ein und derselbe waren; ihre atemlosen, taktlosen Fragen ließen Snape sich danach sehnen, sie mit Silencio zu belegen, aber die älteren Kinder -- seine eigenen genauso wie die Hardies --wechselten sich damit ab, sie zu beantworten, wobei Blythe, Geoffrey und Antonia der resignierten Geduld nacheiferten, die die meisten von Megs, Ians, Dossies und Jonahs Antworten ausmachte.

Snape konnte es Dossie jedoch nicht zum Vorwurf machen, als sie schließlich sagte: "Nein, Da wird dich niemals essen. Außer wenn dein Vater beschließt, dich in ein saftiges kleines Schwein zu verwandeln. Dann macht es nichts, ob es Vollmond ist oder nicht. Dicke kleine Schweinchen geben ein seeehr leckeres Abendessen!" Carolines Kreischen war eher erfreut als erschreckt, und die jüngeren Kinder hatten bald angefangen, Ticken zu spielen, wobei sie durch’s ganze Zimmer und den Flur rannten, und „Schweinchen" riefen anstelle von „Du bist’s!" Als Jonah rief: „Es ist nicht fair, wenn ihr in eure Zimmer lauft!", und Antonia zurückrief: „Du kannst mir nicht sagen, was ich in meinem Haus machen darf!", sahen Blythe und Ian sich an und gingen hinaus, um zu schlichten.

Meg lehnte sich in ihren Stuhl zurück und lächelte Snape beschämt an. „Oh, diese Aufregung!"

Snape sagte: „Es ist außerordentlich freundlich von dir, dich jeden Tag mit ihnen abzugeben."

Meg sagte: „Es ist das Mindeste, was ich tun kann, Sir, wo Sie uns doch helfen. Die Rosmarinpaste wirkt ganz wunderbar für Jonahs blaue Flecke."

Snape sagte: „Es ist das Mindeste, was ich tun kann, bis diese Sachen aus Caen ankommen." Und während die Schreie des Werwolfs weiter die Nacht erfüllten, trafen seine Augen Dossies. Er sagte nichts, aber sie nickte, als hätte sie das Versprechen gehört, das er nicht ausgesprochen hatte: Nächsten Monat werde ich deinem Vater den Trank brauen. Auch wenn ich diese Pulver selbst holen muss.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~



Als sie sich am nächsten Morgen zum Frühstück hinsetzten, hatten sie alle nicht viel geschlafen. Ian, Meg und Blythe waren bei Sonnenaufgang gegangen, da sie Aufgaben hatten, die ihre Aufmerksamkeit erforderten, ganz egal, wie wenig sie geschlafen hatten. Als er die gemeinsame Brut beobachtete, wie sie die Halle verließ, und sah, dass Dossie deutlich weniger aufmerksam war als gewöhnlich, beschloss Snape, dass es besser war, den Morgen draußen zu verbringen, und nicht im Labor. Die Sonne schien, und er hatte noch viel vom Anwesen zu erkunden.

Es war angenehm, um den Teich und durch den Obstgarten zu schlendern; Caroline plapperte fröhlich über die Enten und Fische, und auch Antonia gab von Zeit zu Zeit einen Kommentar von sich. Jonah und Geoffrey zeigten ihm die Apfelbäume, die ihre Lieblingsplätze zum lesen waren. Dossie trug das Baby in einer Schlinge und summte abwesend leise Stücke einer Ballade, während sie gingen. Weder die Mädchen noch Snape hatten viel überschüssige Energie, und so fielen die Tour um den Teich und der Entdeckungsgang im Obstgarten recht kurz aus.

Sie ließen die Jungen sich in ihre Bäume zurückziehen, und Snape und die Mädchen ließen sich auf dem Gras gerade außerhalb des Obstgartens nieder. Der Wind war angenehm leicht; Snape ließ einen Drachen erscheinen, den Antonia steigen lassen konnte und strich zögerlich über Carolines Haar, während sie döste. Dossie lächelte ihn an und gurrte weiter dem Baby zu.

„Na wenn das mal keine Bilderbuchszene ist. Was zur Hölle machen Sie da drin, Snape?"

Snape stieß Caroline instinktiv zu Dossie, bevor er aufstand, um sich dem Sprecher entgegenzustellen, einem Mann um die dreißig, der für Farmarbeit gekleidet war. Er war von zwei anderen Männern umringt, die ebenfalls auf dem Anwesen zu arbeiten schienen; einer trug eine Papiertüte, und der andere eine Kühltasche. Er vermutete, dass sie zum Obstgarten gekommen waren, um die Kühle und die Früchte zu nutzen, die er bot, aber das Gesicht des Sprechers trug einen Ausdruck, der unangenehm vertraut war.

„Erinnern Sie sich an mich?", fragte der Mann höhnisch.

„Aus einer Masse von hunderten von Schülern? Nein," sagte Snape offen. „Sie müssen einer der unauffälligeren Dummköpfe gewesen sein."

„Das A, dass Sie mir in Zaubertränke gegeben haben, hat mich davon abgehalten, ein Auror zu werden."

„Das A, das Sie in Zaubertränke verdient haben, hat Sie davon abgehalten, ein Auror zu werden. Sie wollten ein O für durchschnittliche Arbeit?"

Der Mann lief puterrot an, als er hörte, wie Snape das Wort „durchschnittlich" aussprach. „Durchschnittlich? Ich, durchschnittlich? Hier haben sie Durchschnitt, Professor! Levicorpus!"

Snape schleuderte einen Fluch, als der Spruch ihn in die Höhe riss und kopfüber baumeln ließ, aber sein Angreifer ließ ihn mühelos abprallen und hexte ihn in stumme Bewegungslosigkeit, bevor er die Luft für einen neune Versuch holen konnte. Der Mann sah selbstzufrieden aus, als er um Snape herum schritt und seine Arbeit begutachtete; seine Begleiter sahen verstört aus. Snape wagte es nicht, die Kinder anzublicken; er war sich nicht sicher, ob er ihnen hiernach gegenübertreten konnte. Pince, Sie hätten--

Eine heisere, wütende Stimme rief "Liberacorpus!" Snape purzelte zu Boden und wünschte, er würde ihn verschlingen, während sein Retter noch die Gegenflüche zu Silencio und Petrificus Totalus schnauzte. Snape griff nach seinem Zauberstab, sobald er den Arm bewegen konnte -- und erstarrte, als sein Retter schnappte: „Pasbien, Sie sind gefeuert. Aus meinen Augen."

Dem Mann fiel die Kinnlade herunter. Die anderen Landarbeiter traten unauffällig von ihm weg; sie wollten nicht, dass ihr Chef sie mit seinen Handlungen in Verbindung brachte. Mit wiedererlangter Stimme stammelte Pasbien: „Sie -- Sie scherzen doch! Es war doch nur ein Scherz!"

Remus Lupin sagte kalt: „Sie dachten, dass ware komisch, Pasbien? Ich habe keine Zeit für solche Scherze. Sie werden einen anderen Ort für Ihre Spielchen finden müssen."

Pasbien stotterte. „Das können Sie mir nicht antun! Ich habe Frau und Kinder!"

Lupin sagte unbewegt: „Sie hätte an sie denken sollen, bevor Sie diesen kleinen Trick abgezogen haben. Vor seinen Kinder, und auch vor meinen."

„Na das hab ich gern", spuckte Pasbien. „Sie schmeißen mich raus, weil ich’s Snape vor seinen Bälgern mal gezeigt hab? Was hat er gegen Sie in der Hand, Hardie? Muss nett sein, als Freund eines Mör-"

„Halten Sie den Mund und gehen Sie!" Lupin war wütender, als Snape ihn je erlebt hatte. „Ich zähle bis drei, und wenn Sie dann nicht weg sind, werde ich Sie verschwinden lassen. Eins … zwei …"

Pasbien disapparierte, als Lupin zur „drei" ansetzte.

Nach seinem Abgang herrschte eine schreckliche, angespannte Stille. Dann streckte Lupin eine Hand zu Snape aus und half ihm auf die Füße.

„Reuel Hardie, zu Ihren Diensten", sagte er. „Sie können sich nicht vorstellen, wie leid es mir tut, dass wir und schließlich so treffen." Ohne Snapes Antwort abzuwarten wandte sich Lupin zu Dossie, küsste sie auf die Stirn und ging.

Caroline und Antonia hatten sich während der Auseinandersetzung hinter Dossie versteckt. Nachdem sie zugesehen hatte, wie ihr Da die übernächste Wiese überquert hatte, drehte Dossie sich zu ihnen um und drückte jedem der Mädchen einen leichten Kuss auf’s Haupt. Zu Snapes Erschrecken trat sie dann zu ihm und streckte sich, um seine Wange zu küssen.

„Zeit, zurück an die Arbeit zu gehen", sagte sie und ging mit dem Baby und den Mädchen in Richtung Haus los. Erstarrt führ Snape die unsichtbare Spur des Kusses nach und kämpfte darum, seine Erinnerungen an Remus Lupin mit den Erfahrungen, die er mit Reuel Hardie gemacht hatte, in Einklang zu bringen. Sein Kopf schwamm vor Widersprüchen, als er den Kindern langsam zurück zum Haus folgte.

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Als er die Küche erreichte, hatte Dossie bereits einen Teller mit Sandwiches fertig und verteilte Tassen mit Milch an Antonia und Caroline. Snape nahm den Apfelwein, den sie ihm einschenkte; obwohl er keinen Appetit hatte, hatte er bereits mehrmals von seinem Sandwich abgebissen, als Meg ankam. Sie wärmte ein Fläschchen, nahm das Baby aus Dossies Armen und setzte sich neben Antonia.

„Wenn Henry schläft, liest du mir dann das nächste Kapitel von Königin der königslosen Dimension vor?" Antonia nickte, sichtbar erleichtert, dass sie zurück in die Sicherheit der Routine geführt wurde.

„Ich will auch vorlesen!", rief Caroline.

„Aber sicher, mein Schatz," sagte Meg. „Du kannst das Kapitel nach Antonia machen."

Königin einer königslosen Dimension war ein Buch, dass die meisten Zwölfjährigen schwierig fanden. Snape war nicht überrascht, dass Antonia eine fortgeschrittene Leserin war, aber Caroline? Seine Skepsis musste auf seinem Gesicht abzulesen gewesen sein, denn Meg zwinkerte ihm zu.

Dossie sagte zu Meg: „Geoff und Jonah sind in ihren Bäumen."

Snape dachte, Ich bin als Beschützer ein absoluter Versager.

Meg sagte: „ Wir bringen ihnen den Rest von den Sandwiches." Sie gähnte. „Ein guter Nachmittag für ein Nickerchen, aber ich denke, ihr werdet arbeiten."

„Viel zu tun," sagte Dossie. „Ich sollte besser Kaffee machen."

Ihre Schwester kam ihr zuvor. „Ich mache das. Ian wird wahrscheinlich bald eine Thermosflasche brauchen können."

„Dein Kaffee ist nicht so gut wie meiner," mäkelte Dossie.

„Du bist nur frech, wenn du müde bist oder Angst hast," gab Meg zurück. Sie sah Snape an. „Sind Sie sicher, dass sie sich heute mit ihr abmühen wollen?"

Snape stellte seine Tasse ab und stand vom Tisch auf. „Wie sie es sagte: es gibt viel zu tun."

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Über die Jahre war Snape sich der Grenzen von Legilimentik, Denkarien und anderen Instrumenten zum Lesen des Geistes schmerzlich bewusst geworden: es war nicht gut, in den Gedanken eines anderen zu wühlen, wenn man nicht genügend Zusammenhänge kannte, um sie richtig zu interpretieren. Er hatte diese Grenzen als Lehrer und als Spion unzählige Male in seine Verteidigung einbezogen, aber allzu oft war er auch von seinen eigenen Hoffnungen und Vorurteilen in die Irre geführt worden -- so sehr, dass es andere manchmal das Leben gekostet hatte.

Was Remus Lupin anging, so wollte er verzweifelt Antworten, aber er fühlte sich nicht bereit, in den Geist von Dossie Hardie zu blicken, oder ihr auch nur direkte Fragen zu stellen. Stattdessen teilte er ihr die simpelsten Heiltränke auf dem Wunschzettel des Ordens zu und beschäftigte sich damit, Zutaten für ein halbes Dutzend andere vorzubereiten. Die Tätigkeit forderte nicht seine volle Konzentration, und so konnte er die Gespräche noch einmal durchgehen, die er mit Hooch, Pince und den Kindern über den Mann geführt hatte, den Dossie als ihren „Da" anbetete. Den Mann, den Blythe als unnachgiebig pragmatischen Organisator verehrte. Den Mann, dessen Kinder die seinen wie Geschwister behandelten.

Den Mann, dessen Stimme und Gesicht zu einem unglücksseligen Werwolf passten, dessen Namen er früher in diesem Jahr auf einer Liste von Gefallenen gesehen hatte. Ein Mann, von dem er gedacht hatte, dass er in den letzten drei Jahren ununterbrochen für den Orden des Phönix gearbeitet hatte. Ein Mann, der furchtlos Pasbiens Angriff auf ihr gestoppt hatte, ohne Rücksicht auf seine eigene Bequemlichkeit. Ein Mann, der von ihm keinen Dank zu erwarten schien --

„Sir?" Dossie fing seinen Blick und deutete auf die Kiste, die sie zu packen begonnen hatte. „Blythe sagte, ich sollte Sie nach einem Anti-Klirr-Zauber fragen, den Sie ihr gezeigt haben. Sie konnte sich nicht genau an die Worte erinnern."

„Das Mädchen kann sich an nichts erinnern, das nicht an einem Huf oder einer Klaue hängt," brummte Snape.

Dossie kicherte. "Wenn Sie Da fragen, dann bin ich hoffnungslos bei allem, was kein Rezept ist."

„Du bist nicht ungeschickt mit dem Baby," sagte Snape, indem er um den Tisch ging. „Wann ist er geboren worden?"

„Februar, glauben wir. Seine Eltern waren tot, als Da ihre Hütte erreicht hat." Dossie fuhr die Rundung einer Flasche nach, die darauf wartete, verpackt zu werden.

„Was ist mit Ian? Und Meg? Ich habe mich darüber gewundert, dass sie gleich alt sind."

„Meg und ich sind Schwestern. Der Vater unserer Mutter hat ständig versucht, uns umzubringen. Er wollte alle Beweise zerstören, dass unsere Mutter je existiert hat. Obwohl weder Meg noch ich Werwölfe waren." Dossie bewegte ihre Hand; bis sie erwähnt hatte, dass ihr Da ihr das Leben gerettet hatte, war Snape davon ausgegangen, dass die Narben darauf alle vom Kochen oder von Unfällen beim Brauen stammten. „Manche würden sagen, dass er gewonnen hat. Er hat Mum am Ende umgebracht, und soweit seine Familie weiß, sind Meg und ich tot."

„Dein Da weiß, was er tut," sagte Snape. "Das Ministerium weiß es nicht -- und das ist sehr gut, soweit es dich betrifft. Wenn du offiziell am Leben wärst, wäre es illegal, dich Kaffee machen zu lassen. Ganz zu schweigen davon, dir die Dinge beizubringen, die du für den Wolfsbanntrank brauchst."

„Vergessen Sie’s," sagte Dossie, als hätte sie das letzte Wort. „Zeigen Sie mit, was ich mit diesen Flaschen machen soll."

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~



Nach dem Abendessen überließ er das Haus der Obhut von Blythe und ging hinüber zu Hardies Häuschen. Ian hockte auf der linken Seite der Vordertreppe und schmierte Rosmarinsalbe auf Jonahs Schienbeine. Er stand nicht auf, als Snape herankam, aber Sorge spiegelte sich in seinen Augen, als er fragte: „Sir, ist im Haus etwas nicht in Ordnung?"

„Alles in Ordnung," sagte Snape. "Aber es wird Zeit, dass ich mich eurem Vater vorstelle."

Ian deutete mit dem Kopf in Richtung Tür. „Sie können gerne reingehen", sagte er. „Aber Sie sollten vielleicht ein bisschen warten. Mrs. Pasbien versucht, ihren Mann zu ent-feuern."

„Ich mochte ihn nicht," sagte Jonah. „Er hat sich über meine Brille lustig gemacht."

„Hat er das?" Ian runzelte die Stirn. „Dann bin ich froh, dass Da ihn rausgeworfen hat." Er wollte gerade noch etwas sagen, aber Snape hob die Hand. Die Stimmen im Inneren wurden deutlicher.

„Sie sind Slytherins!", drängte Mrs. Pasbien. „Die spielen untereinander ständig solche Spielchen!"

Lupin klang müde. „Madam, Levicorpus war in Mode, als ich in der Schule war. Ich versichere Ihnen, dass er bei allen Häusern beliebt war – nicht nur bei Slytherin."

„Aber das meine ich doch gerade! Alle fanden es lustig--"

Nein." Lupins Stimme war nachdrücklich. „Es war damals nicht lustig."

„Aber jeder ist drüber weggekommen!"

„Nicht --" Lupin unterbrach sich. Stattdessen holte er tief Luft. Dann sagte er: „Menschen sind erwachsen geworden und haben aufgehört, Idioten zu sein. Ihr Mann ist clever und schnell, Mrs. Pasbien, aber er muss erwachsen werden."

„Dann nehmen Sie ihn zurück," drängte die Frau. „Er kann Ihnen nicht zeigen, dass er sich ändern kann, wenn Sie ihn rausschmeißen."

„Nicht ich muss seine Entschuldigung hören," sagte Lupin. „Und nichts von dem, was Sie gesagt haben, deutet an, dass es ihm irgendwie leid tut. Das hier ist kein Kindergarten, Mrs. Pasbien. Ich habe keine Zeit, auf Ihren Mann und die Kinder und alles andere aufzupassen, und Severus hat genug --"

„Glauben Sie, dass Snape Ihre Hilfe will?"

„Natürlich nicht." Snape war von der Bitterkeit erstaunt, mit der Lupin sprach. „Ich habe mein Bestes getan, um ihm aus dem Weg zu bleiben und seinen Stolz nicht zu verletzen, aber der kleine ‚Scherz’ Ihres Mannes hat das nun unmöglich gemacht."

„Also bestrafen Sie uns, weil wir das -- das Nichts ruiniert haben, das Sie mit Snape hatten?" Die Frau klang, als hätte sie gerade in etwas Widerwärtiges gebissen.

Man hörte Schritte, als Lupin auf die Tür zukam. „Madam, ich wünsche Ihrem Mann alles Gute. Man kann eine Menge Arbeit find --"

„Aber alle diese Farmen gehören Muggeln!", rief die Frau aus.

Es herrschte eine Pause. Dann sprach Lupin mit unverhüllter Verachtung. „Madam, diese Muggel haben mich durch zwei Kriege hindurch am Leben erhalten, und auch während der Zeit dazwischen. Wenn Sie und Ihr Mann zu gut für Muggelarbeit sind, gehören Sie auch hierher nicht. Gute Nacht."

„Sir--"

„Gute Nacht, Mrs. Pasbien."

Als Mrs. Pasbien aus dem Haus stürmte, verfluchte Snape seine aufgezwungene Unbeweglichkeit; er hatte den Lauschzauber beendet, bevor sie die Tür aufwarf, aber in seinen agileren Tagen hätte er sich gleichzeitig in den Schatten zurückgezogen. Oder, fügter er im Geiste hinzu, ich hätte zumindest die Möglichkeit eines strategischen Rückzugs gehabt. Es hatte viele Gelegenheiten gegeben, an denen er nicht hatte widerstehen können, das Unglück seiner Gegner in ihrer Gegenwart zu verspotten, aber dies war keine Seite seines Charakters, die er Ian und Jonah zeigen wollte.

Er bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, als Mrs. Pasbien ihn erblickte. Sie vergoss bereits zornige Tränen, und er zog seinen Zauberstab, als sie ihren hob.

„Ich werde Sie beide versteinern und ins Eishaus packen." Lupins Stimme vibrierte vor Frustration. „Ian, Jonah – Dossie könnte da hinten eure Hilfe gebrauchen."

„Nicht nötig," schnappte Mrs. Pasbien. „Es ist deutlich, auf wessen Seite Sie wirklich stehen." Ihr Gesicht war vin Hass verzerrt, als sie disapparierte.

„Nun," sagte Lupin. „Zumindest hat sie sich nicht gesplincht. Das wäre lästig gewesen." Er sah Ian an. „Du wirst die Grenzzauber wiederholen müssen, fürchte ich. Ihr Sinn für Humor könnte sich darauf erstrecken, die Hennen zu vergiften."

„Oder das Wasser im Teich in Rohöl zu verwandeln," sagte Ian. „Komm mit, Jo -- ich zeige dir, wie man einen Schutzzauber hochzieht."

„Ist das vorher schon mal passiert?"

Lupin wartete, bis die Jungs außer Hörweite waren. „Ians Mutter," sagte er endlich. „Ihr Geist kam mit den Verwandlungen nicht klar. Sie hat den Teich nicht nur vergiftet, sie hat sich darin ertränkt."

„Und Jonah? Henry?"

„Ihre Eltern wurden von anderen Werwölfen gemetzelt." Lupins Stimme war angespannt. „Ich konnte beide Male nichts tun -- nicht, ohne andere Menschen in Gefahr zu bringen."

„Und jetzt ist es deine Buße, sich um die Kinder zu kümmern?"

Lupin sagte leise: „Ich würde es niemals wollen, dass sie es so hören. Sie sind so viel interessanter und hilfreicher, als ich zu hoffen wagte." Als ein Jammern die Abendluft durchschnitt, schluckte er. „Zumindest die Älteren. Jonah ist viel zu sehr wie ich, als ich ein Kind war, und Henry ist noch nicht aus den Windeln." Als das Jammern lauter wurde, sagte er: „Ich sollte besser gehen und nachsehen, ob Meg Hilfe braucht. Möchtest du reinkommen? Ich kann dir Wein anbieten, oder Bier, oder Brandy --"

„Brandy bitte." Snape fühlte sich durchgefroren, nachdem er so lange auf einem Fleck gestanden hatte. Er folgte Lupin durch die offenstehende Tür und ließ sich in den Sessel fallen, auf den Lupin deutete. Der andere Mann ging weiter ins Innere des Hauses; Snape hörte bald, wie seine Stimme zusammen mit der von Meg versuchte, das Baby zu beruhigen.

Einige Minuten später kehrte Lupin mit zwei Gläsern Brandy ins Wohnzimmer zurück. Nachdem Snape seinen Drink entgegengenommen hatte, setzte Lupin sich in einen weiteren Sessel.

„Worauf sollen wir trinken, Severus?"

„Auf das Überleben von Kriegen", würgte Snape heraus. Lupin hob sein Glas in stiller Zustimmung. Die Flüssigkeit schmeckte nach reifen Äpfeln und tanzendem Feuer; Snape schloss genüsslich die Augen als sie seinen Hals hinunter glitt und ihn wärmte.

Lupin sagte: „ Ich gebe dir eine Flasche mit."

Das erinnerte Snape an eine seiner Fragen. „Warum lebst du nicht im Haupthaus?"

„Privatsphäre", sagte Lupin. „Als ich hier angefangen habe, sind Mitglieder im Orden des Thestral zwischen ihren Aufträgen dort geblieben. Es war am leichtesten, ihre Angelegenheiten von meinen Kindern fernzuhalten, wenn wir nicht im selben Gebäude wohnen."

„Aber jetzt haben sie einen anderen Treffpunkt, an dem sie bleiben --"

„Jetzt wo deine Familie hier ist, ja."

„Aber hätte nicht deine Familie das Erstrecht haben müssen?"

„Ach, das bekümmert dich? Ich denke, sie hätten fragen können, aber um die Wahrheit zu sagen, das Häuschen ist besser gebaut. Die Wände sind stabiler, neben anderen Dingen." Der Funke von ironischem Amüsement in Lupins Augen ließ ahnen, dass er wusste, dass Snape einen Lauschzauber verwendet hatte. „Ausbesserungen am Haupthaus -- das steht auf meiner Liste, aber es gibt immer etwas Dringenderes. Aber ihr scheint die letzte Nacht gut überstanden zu haben."

„Deine Kinder waren sehr hilfreich," gab Snape zu. Er überraschte sich selbst, als er hinzufügte: „Sie können gerne jederzeit bleiben."

„Und deine sind hier willkommen", antwortete Lupin. „Allerdings, wenn sie sich aufspielen, behalte ich mir das Recht vor, sie zu versteinern."

„Solange du mir das gleiche Recht zugestehst," sagte Snape. Lupin lächelte daraufhin, und Snape fühlte sich plötzlich schwindelig. Das ist Remus Lupin, erinnerte er sich. Selbstsüchtig, rückratlos --

Snape setzte vorsichtig sein Glas ab und beugte sich vor. „Du bist die letzten zwei Jahre hier gewesen?"

„Ja, aber ich habe auf vielen der hiesigen Farmen gearbeitet, seit wir aus der Schule sind. Ställe ausmisten, Holz hacken, Kätzchen und Welpen ertränken -- ich war bereit zu tun, was man von mir verlangte, und ich habe mich nicht darüber beschwert, also hat niemand zu viele Fragen gestellt." Er stand auf und füllte erneut Snapes Glas. „Man geht davon aus, dass ich mich bei Vollmond einfach ins Koma saufe. Jem Scheinen und Giles Pike machen das. Am nächsten Morgen sehen sie schlimmer aus als ich, und sie sind keine Werwölfe. Obwohl die Gerüchte, Giles wäre ein Vampir, ziemlich hartnäckig sind -- seine Begeisterung für Schlachttage ist unübertroffen."

„Herrgott." Anstatt den Brandy zu nehmen, verbarg Snape das Gesicht in den Händen. In seinem Gedächtnis wiederholte er die seltenen Blicke, die er in den letzten zwei Jahren des Krieges auf Lupin erhascht zu haben meinte.

Als er den Kopf aus den Händen hob, sah er, dass Lupin ihn mit einer Mischung aus Sorge und Wachsamkeit beobachtete. Snape sagte: „Wer wae der arme Tropf, der sich für dich ausgegeben hat?"

„Ich wünschte, ich wüsste es," sagte Lupin. „Es was nicht das Werk der Thestrale, und das Ministerium hat sich nicht darum geschert, mich wissen zu lassen, dass sie jemanden in diese Rolle gesteckt haben."

„Du hast für sie gearbeitet, als du in den Untergrund gegangen bist?", platzte Snape heraus. „Ich dachte, du hättest für Albus gearbeitet."

„Ein bisschen davon habe ich geschafft," sagte Lupin mit ruhiger Stimme. „Es war eine exzellente Tarnung, um ‚nicht-menschliche’ Bevölkerungen und Lebensräume zu beobachten. Natürlich um sie später besser angreifen zu können."

Snape starrte Lupin an. „Bist du jemals in Dorset stationiert gewesen? Oder Humberside?"

„Das Spionieren hat in meine Arbeit für die Thestrale hineingegriffen. Ich habe dem Ministerium so viele falsche Informationen gegeben, wie ich konnte, aber einige Informationen mussten sich bezahlt machen." Lupins Gesicht war grimmig. „Hätte ich gewusst, dass sie über ein Jahr brauchen würden, um zu handeln, hätte ich mir bessere und weitläufigere Lügen ausgedacht."

„Sie hätten deine Berichte unverzüglich überprüfen können. Du kannst unmöglich wissen, wen du hättest retten können und wen nicht."

„Nein? Ich schätze nicht." Lupin fuhr sich mit der Hand durch’s Haar; es war eine andere, schmutzigere Grauschattierung als die seines Doppelgängers es gewesen war. „Jedenfalls hatte mein letzter Auftrag vom Ministerium alle Anzeichen einer Selbstmordmission. Es gab eine tosende Abwesenheit von Interesse, als ich den Kontakt mit London abgebrochen habe."

Snape hob sein Glas erneut. „Auf das übergroße Selbstvertrauen unserer Feinde!"

„In der Tat." Lupin stieß mit seinem Glas gegen Snapes. Mit einem zögernden Lächeln fügte er hinzu: „Und auf die Bewältigung alter Fehden?"

Snape erstarrte, das Glas fast an den Lippen.

Lupins Lächeln erlosch. „Ach, dann nicht."

Snape zwang seine Lippen, Worte zu formen. „Du scheinst erwachsen geworden zu sein."

„Ich habe festgestellt, dass es beim Überleben hilft."

Snape hob sein Glas erneut. „Auf die Bewältigung unserer schlimmsten Erinnerungen."


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